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Vortrag: »Entfernte Verwandte« – Familie, Migration und Trennung in der Basler Mission des 19. Jahrhunderts


Das Leben in zwei oder mehr Kulturen und die daraus resultierende Problematik interkultureller Kommunikation ist ein Feld der Migrationsforschung und heute aktueller denn je. Allerdings ist Migration nicht nur ein heutiges Phänomen – auch in »früherer Zeit« wanderten Menschen aus, ließen die Familie zurück, blieben jahrelang getrennt.

Um eine frühe Form von Transnationalität handelt es sich beispielsweise bei den sogenannten Missionskindern. Ihre Eltern – Missionspaare der Basler Mission – waren im weitesten Sinne »Arbeitsmigranten«, ihre neue Heimat war Südindien, Westafrika oder Südchina. Die Kinder verbrachten hier die ersten sechs Jahre, bevor sie im schulpflichtigen Alter nach Europa gesandt wurden. Für sie wurde umgekehrt Europa die neue Heimat, die sie, um es mit heutigen Worten zu formulieren, als Kinder mit »Migrationshintergrund« betraten. Sie wanderten in das ihnen fremde Land ein, aus dem ihre Eltern ausgewandert waren, und lebten von da an getrennt von diesen im Kinderhaus der Basler Mission oder bei Verwandten in der Schweiz und Württemberg, sahen ihre Eltern häufig jahrelang nicht wieder. Die Familien befanden sich in einem Prozess ständig neuer Migrationen. Ein Kind nach dem anderen »ging« nach Europa, Eltern kehrten  temporär zurück, um dann wieder nach »Übersee« aufzubrechen.

Dr. Dagmar Konrad ist Kulturwissenschaftlerin und Ethnologin. Sie wurde bekannt durch ihre Promotion über »Missionsbräute – Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission« und für ihre Forschungen mit dem Johannes-Brenz-Preis und dem Barbara-Künkelin-Preis ausgezeichnet.


Datum:
Donnerstag, 20. Oktober 2022
Zeit:
19:30 Uhr
Ort:
Gemeindezentrum Martinskirche
Referentin:
Dr. Dagmar Konrad, Rottenburg
Teilnehmer-Gebühr:
keine, Spende erbeten
Anmeldung:
keine Anmeldung erforderlich.